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Blackout - mit 5G verschwindet 3G

Geschrieben von Municall Team | 23.12.2019 09:48:59

Deutschland bekommt die neue 5G-Technik, doch derzeit hängen noch viel mehr Kunden als erwartet im alten 3G Netz fest oder besitzen ein altes Gerät, das nicht 4G kompatibel ist. Bleibt ihnen bald nichts anderes übrig, als in einen teureren Tarif zu wechseln oder sich ein neues Smartphone anzueignen? Das Netz der dritten Generation (3G), beziehungsweise dessen Standard UMTS, wird jedenfalls abgeschaltet – laut Anbietern zwischen den Jahren 2020 und 2022.

Die Auktion von 5G-Mobilfunkfrequenzen ist seit Mitte des Jahres abgeschlossen und zukünftig sollen nun Datenraten von einem Gigabit und mehr pro Sekunde bei extrem kurzen Latenzen möglich sein. Von solchen Geschwindigkeiten können Smartphone Nutzer in Deutschland bislang nur träumen. Ein Bericht der Bundesnetzagentur nennt nun konkrete Zahlen dazu, wie viele SIM-Karten noch im alten UMTS-Netz festhängen. Demnach wurden von den Ende 2018 aktiv in Deutschland eingesetzten Karten nur 47 Prozent mit LTE genutzt. Der Rest wendet ältere Technologien an, wie  eben 3G. Diese Zahl ist deshalb problematisch, weil die Mobilfunkanbieter ihre 3G-Netze seit einigen Jahren zugunsten von 4G und 5G langsam abbauen.

Warum hat nicht jeder längst LTE?

Neun Jahre nach dem Start der vierten Generation (4G/LTE) in Deutschland könnte man annehmen, dass nur noch wenige Leute so alte Geräte oder Verträge haben, dass die Abschaltung von 3G sie treffen könnte. Doch weit gefehlt: Telekom, Telefónica und Vodafone bieten zwar seit Jahren praktisch ausschließlich LTE-Verträge an – einige Tochterfirmen und Drittanbieter ließen sie dabei aber lange außen vor. Sprich: Wer vor einigen Jahren beim Smartphone-Vertrag sparen wollte, surft nun unter Umständen langsamer, nämlich mit UMTS (3G). Und da die Netzbetreiber die 3G-Netze schon seit Jahren immer weiter zurückbauen, werden diese Kundinnen und Kunden fortan immer schlechter mit mobilem Internet versorgt.

Warum muss 3G abgeschaltet werden?

Genügend alte Geräte sind noch brauchbar und landen auf dem Müll. Warum, fragt man sich?  Besteht nicht für diejenigen die Möglichkeit, 3G weiterlaufen zu lassen, die sparen müssen oder an die Umwelt denken? Nein! Denn die 3G-Frequenzen werden für LTE und 5G gebraucht. Außerdem gibt es seitens der Anbieter Auflagen, die es zu erfüllen gilt – bis Ende 2019 sollen 98% der Haushalte mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 Mbit pro Sekunde versorgt sein, bis Ende 2022 mit einer Geschwindigkeit von schon mindestens 100 Mbits.

Wie viele Menschen betrifft diese Problematik?

Laut einem Bericht der Bundesnetzagentur waren 2019 mehr als 80 Millionen SIM-Karten im Umlauf, die nur 3G oder 2G nutzen konnten (Quelle). Diese Zahl ist erschreckend, wird aber relativiert, wenn man bedenkt, dass auch solche Karten gezählt wurden, die nicht in Smartphones stecken, sondern in vernetzten Maschinen. Dennoch steht fest, dass ein Abstellen der 3G Frequenzen Millionen Nutzer ausbremsen würde.

Vor allem Personen mit einem Prepaid-Vertrag oder günstigen Tarifen eines Discounter-Anbieters haben teilweise keinen LTE-Zugang. Ebenso wie Besitzer eines Smartphones, das älter als 6 Jahre ist.

Was ist zu tun?

Trotz alarmierender Artikel in der Tagespresse geschieht zunächst einmal nicht viel. Die Netzbetreiber garantieren in ihren Verträgen einen bestimmten Datendurchsatz, den sie einhalten müssen. Wie sie das bewerkstelligen, entscheiden sie aber selbst – und müssen notfalls ohne Aufpreis das zeitgemäße 4G aufschalten. Selbst Anbieter wie Congstar, die bisher LTE als zusätzliche Buchungsoption führten, stellen nun auf das zeitgemäßere LTE um. Und bis alle 3G-Sendemasten umgerüstet sind, vergeht noch einige Zeit.

Eine Nachfrage beim Provider schadet natürlich nicht und kann eventuelle Zweifel beseitigen. Ebenso sollten aktuell genutzte Geräte auf 4G Kompatibilität geprüft und notfalls ausgetauscht werden.

Für Unternehmen fällt 3G als Fallback-Szenario weg

Auch einige Unternehmen werden sich mit der 3G-Abschaltung intensiv auseinandersetzen müssen. Stichwort: Hochverfügbare Standortvernetzung mit Mobilfunk-Backup. Ein solches Fallback-Szenario wird über ein im Router vor Ort integriertes Mobilfunk-Modem und eine entsprechende SIM-Karte gelöst. Wer hier noch mit 3G-Technologie unterwegs ist, sollte sich beeilen. Insbesondere für den Handel ist es überlebenswichtig, ständig online zu sein. Wenn die EC-Kartenzahlung oder der Abgleich mit dem Warenwirtschaftssystem nicht ausfallsicher funktioniert, kann schnell Frust aufkommen. Es gilt nun, die Technik auf den Prüfstand zu stellen: Unterstützt der Router vielleicht auch 4G? Oder handelt es sich um ein recht altes Modell, das jahrelang treu seinen Dienst geleistet hat und jetzt ganz plötzlich an seine Grenzen stößt? Je früher ein solcher Check durchgeführt wird, umso besser. So lassen sich böse Überraschungen weitgehend ausschließen. Auf jeden Fall sollte der eventuell notwendige Router-Tausch nicht auf die lange Bank geschoben werden!

Eva Siemek
Öffentlichkeitsarbeit

municall
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