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Glasfaserausbau in Deutschland: Stand und Pläne der wichtigsten Anbieter

Geschrieben von Municall Team | 16.09.2019 06:36:02

Alle Anbieter und Netzbetreiber sind sich einig: Glasfaserkabel sind die Königsdisziplin beim Festnetz-Internet. Während VDSL/VDSL2 aus Kupferkabeln und DOCSIS 3.0/3.1 aus Koaxialkabeln mit aufwendigen Tricks die letzten Kapazitätsreserven herauskitzeln, transportieren Lichtwellenleiter schon heute mühelos Geschwindigkeiten bis zu 1 Gigabit und mehr pro Sekunde bis zum Teilnehmer. Wenn Kopfstationen und Modems in Zukunft mit erheblich stärkeren Prozessoren ausgestattet werden, dürften Glasfasern Kapazitätsreserven bis in den Terabit-Bereich (1000 Gigabit/s) bieten. Ein sehr guter Grund, um den Ausbau voranzutreiben. Doch leider steht Deutschland im wahrsten Sinne noch auf der Leitung!

Allzu viel Zeit bleibt auch nicht, um aufzuholen: Im Vergleich von 34 Industriestaaten liegt Deutschland derzeit mit lediglich 2,1 Prozent Anteil an Glasfaseranschlüssen auf Platz 29. Viele Kritiker sehen die Bundesrepublik schon abgehängt – vor allem, was den Wirtschaftsstandort angeht, denn die Digitalisierung braucht eine leistungsfähige Netzinfrastruktur. Und auch bei 5G, dem schnellen mobilen Datenturbo, der derzeit nach der Frequenzauktion in aller Munde ist, geht ohne Glasfaser gar nichts. Denn jede 5G-Station benötigt Glasfaser für die schnelle Ableitung der Datenpakete.

Wir haben uns bei den Anbietern schlau gemacht und geben Ihnen hier einen Überblick darüber, was bereits geschehen ist und was wir in den kommenden Jahren erwarten dürfen.

Telekom:

Im Jahr 2012 begann die Deutsche Telekom Glasfaser mit einer Datenübertragung von 200 Mbit/s in zahlreichen Städten anzubieten. Danach konzentrierte sich der Konzern weitgehend auf das Vectoring und baute kaum noch Glasfaser bis zum Endkunden.

2018 dann kündigte die Telekom mehrere große Ausbauprojekte für FTTH an. Zunächst wurde der Ausbau von Glasfasernetzen in kleinen Städten getestet. Überall gelang die Vermarktung. Es folgten größere Projekte und eine Fokusierung auf den gewerblichen Raum. Fast 30.000 Unternehmen in 141 Kommunen sollen künftig einen Glasfaserzugang der Deutschen Telekom nutzen können. Das kündigte das Unternehmen im Februar diesen Jahres mit Blick auf 2020 an. Für dieses Projekt wird die Telekom rund 1000 km Glasfaser verlegen.

An dieser Stelle muss allerdings auch explizit verdeutlicht werden, dass etwa eine Million Kilometer Kabel verlegt werden müssen - in fast jeder Straße und durch fast jeden Vorgarten - um flächendeckend Glasfaser-Highspeed zu bekommen. Zum Vergleich: Die Telekom will im Jahr 2019 rund 60.000 km Glasfaser verlegen.

Vodafone:

Auch Vodafone treibt den Glasfaserausbau besonders in Gewerbegebieten und ländlichen Bezirken voran. In den kommenden vier Jahren will Vodafone in Deutschland 13,7 Millionen Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde versorgen. Insgesamt plant das Unternehmen, für alle neuen Gigabit-Anschlüsse zwei Milliarden Euro zu investieren. Davon sollen vor allem Nutzer profitieren, die bereits über das Fernsehkabel Zugang zum Vodafone-Netz haben.

Eine neue Technik soll dabei helfen. So setzt der Telekom-Wettbewerber im nieder­säch­si­schen Gehrden bei der Verle­gung von Glas­faser auf Nano-Tren­ching. Dabei wird das Kabel mit einem sogenannten Stufen­schnitt sechs Zenti­meter tief in die As­phaltdecke verlegt, ohne diese zu durch­trennen. Die Vorteile dieser Verle­ge­me­thode: Die Glas­faser kann laut Voda­fone 40 Mal schneller verlegt werden und dauer­hafte Baustellen sind nicht mehr nötig. Ab Juni 2019 können z.B. 50 Unter­nehmen in den Ge­werbegebieten Gehrden Ost und Bünteweg/Levester Straße über das FTTB-Netz mit maximal 1 GBit/s im Internet surfen.

Deutsche Glasfaser:

Die Deutsche Glasfaser ist einer der wenigen Netzbetreiber in Deutschland, der von Beginn an konsequent auf den Ausbau echter Glasfasernetze setzt.

Seit 2015 agiert das Unternehmen unter mehrheitlicher Beteiligung des Investors Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR), einer amerikanischen Beteiligungsgesellschaft. Für den aktuellen Ausbauplan der Deutschen Glasfaser von einer Million Anschlüssen stehen rund 1,5 Milliarden Euro Kapital bereit. „Seit 2018 ist Deutsche Glasfaser als FTTH-Anbieter mit den meisten Vertragskunden marktführend in Deutschland", sagt Schickor, der Unternehmenssprecher. Innerhalb weniger Jahre hat der Konzern mehr als 450.000 (Quelle: Neue Westfälische 7.4.2019) Anschlüsse bereitgestellt.

Und das Unternehmen möchte weiterwachsen: zunehmende Anschlusszahlen verlangen nach mehr Service. Deshalb beabsichtigt die Deutsche Glasfaser 100 neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Des Weiteren leistet die Deutsche Glasfaser mit einem neuen Kooperationsmodell Pionierarbeit. Zusammen mit dem Telekommunikationsdienstleister htp baut das Unternehmen Glasfaser im großen Stil und teilt sich die Arbeit. Die Deutsche Glasfaser erstellt die Infrastruktur und legt die Glasfaserleitungen direkt bis ans Gebäude. Htp mietet die Infrastruktur an und kümmert sich um Vermarktung und Betrieb.

Eine Win-win-Situation, die vergleichbar bereits in zahlreichen europäischen Ländern umgesetzt wird.

1&1:

1&1 bietet Glasfaser Internet über das Netz der Tochterfirma Versatel in rund 250 Städten an. Der VDSL 250 Anschluss weist eine noch deutlich höhere Verfügbarkeit auf und kann bereits  von mehr als 9 Millionen Kunden beauftragt werden. Die besseren Werte ergeben sich in erster Linie aus  der eingesetzten Super-Vectoring Technik. Hier werden bestehende Verteilerkästen einfach umgerüstet und die ¼ Gigabit Geschwindigkeit steht auf Wunsch direkt zur Verfügung. De facto hat 1&1 zur Zeit eines der größten Glasfasernetze in Deutschland und treibt besonders die Gewerbegebietsvermarktung voran.

Regionale Anbieter:

M-net baut in weiten Teilen Bayerns sowie in Ulm das Glasfasernetz aus. Der Oberbürgermeister der bayrischen Landeshauptstadt nannte vor einigen Jahren München sogar eine “Glasfaser-Modellstadt”. Denn allein hier konnte der Netzbetreiber M-Net bereits über die Hälfte der innerstädtischen Gebäude an das Glasfasernetz anschließen. Hinter M-net Telekommunikations GmbH, 1996 gegründet, stehen überwiegend Unternehmen der Energiewirtschaft. In erster Linie sind dies die Stadtwerke von München, Augsburg und Erlangen. In diesen Städten ist das Glasfasernetz bereits gut vorangekommen. Die Ausbauarbeiten erstrecken sich jedoch über diese Städte hinaus auch auf ländliche Regionen (z.B. das Allgäu), zudem ist M-net auch in der fränkischen Metropolenregion Nürnberg sowie vielen weiteren Städten und Gemeinden Bayerns aktiv.

In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen stellen NetCologne bzw. NetAachen sowie der Energieriese EWE AG die größten Alternativanbieter zur Deutschen Telekom in Punkto Glasfaser dar. NetCologne hat bereits 2006 mit dem Glasfaserausbau in Köln begonnen und der Großteil der städtischen Bevölkerung ist schon “verglast” worden. Mittlerweile steht das Hochgeschwindigkeitsnetz für einen Großteil der Bewohner in dieser Region zur Verfügung.

Eine Übersicht regionaler Glasfaser-Tarife finden Sie hier.

Fazit:

Fest steht, dass die Investitionskosten in die Milliarden gehen. Somit können sowohl die Deutsche Telekom als auch die alternativen Netzbetreiber optische Kabel nicht innerhalb weniger Jahre flächendeckend einführen. Stattdessen entsteht das optische Netz Stück für Stück auf lokaler und regionaler Ebene. Eine weitere Rolle spielen dabei Fördermöglichkeiten auf Bundes- bzw. Landesebene. Es ist also noch ein weiter Weg für die gläsernen Kabel: packen wir es an!

Das Team der Municall berät sie bei Interesse gern und ausführlich über Ihre individuellen Möglichkeiten. Melden Sie sich bei uns unter Tel. 089-20604150 oder info@municall.de. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

 

Eva Siemek
Öffentlichkeitsarbeit

municall
new communication GmbH
Schatzbogen 62
81829 München


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